Peers at work

Im DB-Konzern starteten Stiftungsfamilie BSW & EWH und die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention 2018 ein innovatives Pilotprojekt an den Standorten Frankfurt/M. und Berlin, um an Depression erkrankte Mitarbeitende zu unterstützen. Möglich war das Pilotprojekt durch die Förderung des Fonds soziale Sicherung. Dieses erfolgreiche Projekt wird seit 2022 nun im gesamten Unternehmen ausgerollt. Das Projekt wurde mit dem Antistigma-Preis 2019 der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) ausgezeichnet.

Von Kollegen für Kollegen

„Kollegiale Depressionsbegleiter“ sind Mitarbeiter, die selbst erfahren haben, welche Hürden sich bei einer Depressionserkrankung ergeben können. Sie werden durch Experten der Stiftungsfamilie BSW & EWH und der Stiftung Deutsche Depressionshilfe geschult und fachlich unterstützt, um andere betroffene Kollegen zu beraten. In Zusammenarbeit mit allen betrieblichen Ebenen ist so in den Pilotgeschäftsfeldern ein niedrigschwelliger Zugang zu frühzeitiger Hilfe entstanden. An den Standorten Berlin und Frankfurt a.M. sind seit Beginn des Jahres 2019 insgesamt zehn Kollegiale Depressionsbegleiter und -begleiterinnen tätig. Pro Pilotstandort kooperieren vier Geschäftsfelder. Das Ziel ist, den Betroffenen wirksame Entlastung und Orientierung zu bieten. Gleichzeitig soll das Vorhaben auch den betrieblichen Interessen gerecht werden und nachhaltige gemeinsame Lösungen zwischen Betroffenen und dem Unternehmen ermöglichen. Dabei können Termine für eine anonyme Beratung auch außerhalb des direkten Arbeitsumfeldes stattfinden. Das BSW stellt hierzu Räumlichkeiten zur Verfügung.

Angst, Schamgefühle und krankheitsbedingte Faktoren wie ein verminderter Antrieb reduzieren das Hilfesuchverhalten Betroffener; auch wissen viele Erkrankte nicht, an wen sie sich wenden sollen. Die Verzögerung eines Behandlungsbeginns erhöht bei Depression das Risiko eines ungünstigen Krankheitsverlaufs. Ebenso entscheidend ist die Unterstützung Betroffener während der Behandlung und der anschließenden Wiedereingliederung ins Arbeitsleben. Dazu kommt, dass etliche den Gang zum Arzt scheuen oder sich schwer damit tun, ihre Beschwerden offen zu beschreiben. Oftmals ist es einfacher, mit Menschen zu sprechen, die ebenfalls einmal von Depressionen betroffen waren oder sind. Hinzu kommt, dass erfahrene betroffene Kollegen zudem das Arbeitsumfeld bestens kennen und auch hier als Lotse konkret weiterhelfen können.

Aktiv gegen die Volkskrankheit Depression

Psychische Erkrankungen stellen mit über 17 Prozent den zweithäufigsten Grund für Arbeitsunfähigkeit dar (DAK Gesundheitsreport, 2016). Beinahe die Hälfte der gesundheitsbedingten Frühverrentungen basieren auf einer psychischen Erkrankung. Depression ist die häufigste psychische Erkrankung: Jeder fünfte Bundesbürger ist statistisch gesehen ein Mal im Leben von einer Depression betroffen. Von der großen Zahl depressiv Erkrankter erhält jedoch nur eine Minderheit eine optimale Behandlung, dies belegen aktuelle Studien (z.B. Trautmann et al. (2017), Deutsches Ärzteblatt Int 114(43): S. 721-728). Oftmals müssen Patienten lange Wartezeiten überbrücken, bis sie einen Termin beim Facharzt oder Psychotherapeuten erhalten und eine adäquate Behandlung erfahren. Aufgrund dieser angespannten Versorgungslage kommt unterstützenden Angeboten in Betrieben eine wichtige Bedeutung zu.


Das Pilotprojekt 2018-2021: eine Kooperation von:

Kontakt

Leona Jacobsen, M.Sc.
Büro Frankfurt/M.: Stiftung Deutsche Depressionshilfe
c/o Universitätsklinikum Frankfurt/M. Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Heinrich-Hoffmann-Str. 10
60528 Frankfurt
Tel: 069 – 6301 5841
leona.jacobsen@deutsche-depressionshilfe.de