Kollegiale Depressions-Begleitung „Peers at work“ mit DGPPN-Antistigma-Preis ausgezeichnet

Die kollegiale Depressionsbegleitung „Peers at work“ erhält den Antistigma-Preis 2019 der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Im Rahmen des ausgezeichneten Pilotprojektes bieten Deutsche Bahn-Mitarbeiter mit Depressionserfahrung niederschwellige Beratungen für Kollegen an – und das vertraulich und außerhalb des Betriebs. Das Projekt wird in Kooperation von der Stiftungsfamilie BSW & EWH und der Stiftung Deutsche Depressionshilfe umgesetzt. Gefördert wird das Projekt vom Fonds soziale Sicherung, einer gemeinsamen Einrichtung der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und der Deutsche Bahn AG.

Der DGPPN-Antistigma-Preis 2019

Der Förderpreis zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen 2019 wurde gestern im Rahmen des DGPPN Kongresses in Berlin in Kooperation mit dem Aktionsbündnis Seelische Gesundheit und der Stiftung für Seelische Gesundheit verliehen. Die Auszeichnung würdigt Projekte und Initiativen, die sich für eine nachhaltige Integration von Menschen mit psychischen Erkrankungen in die Gesellschaft einsetzen. Nach Ansicht der Jury hat das Projekt „Peers at work“ Modellcharakter für das betriebliche Gesundheitsmanagement in Unternehmen. Unternehmens-Projekte wie „Peers at work“ werden als undotierte Anerkennung geehrt.

Über „Peers at work“: von Betroffenen für Betroffene

Das Pilotprojekt „Peers at work“ startete im Januar 2018 im DB-Konzern und ist in Deutschland einzigartig. Das erfolgreiche Konzept von Peer-Beratungen im Umfeld von Praxen und Kliniken wurde auf den betrieblichen Kontext übertragen. Aktuell sind 10 „Kollegiale Depressionsbegleiter“ (Peers) in Geschäftsfeldern der Deutschen Bahn an den Pilotstandorten Berlin und Frankfurt a.M. im Einsatz. Sie zeigen Gesicht zur Kontaktaufnahme im eigenen Geschäftsfeld. Die Kollegialen Depressionsbegleiter haben selbst erfahren, welche Hürden sich im  Unternehmen bei einer Depressionserkrankung ergeben können. Sie stehen somit „auf Augenhöhe“ beratend zu Seite. Sie wurden von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Stiftungsfamilie BSW & EWH fachlich geschult, um Orientierung und Entlastung zu bieten und ins Hilfesystem zu lotsen. Den Kollegialen Depressionsbegleitern steht Fachpersonal für kontinuierliche Betreuung und Supervision durch die Stiftungsfamilie BSW & EWH zur Verfügung.

„Oftmals ist es einfacher, mit Menschen zu sprechen, die ebenfalls einmal von Depressionen betroffen waren oder sind. Hinzu kommt, dass erfahrene betroffene Kollegen das Arbeitsumfeld kennen und hier konkret weiterhelfen können“, beschreibt Susanne Baldauf, Geschäftsführerin der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, die Idee des Projekts. „Hilfe greift dort, wo „Mensch“ sich seiner Annahme nicht zu schämen braucht. Durch die kollegiale Depressionsbegleitung inklusive unserer Schulungen für die Führungskräfte soll eine Unternehmenskultur des Verständnisses und des Wissens gefördert werden“, so Thomas Heeb, Abteilungsleiter Soziales der Stiftungsfamilie BSW & EWH.

Psychische Erkrankungen gehören mit über 15 Prozent zu den drei häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit (DAK Gesundheitsreport, 2018). Depression ist die häufigste psychische Erkrankung: Jeder fünfte Bundesbürger ist statistisch gesehen ein Mal im Leben von einer Depression betroffen. Dr. Christian Gravert, Leitender Betriebsarzt Deutsche Bahn AG: „Jedes Großunternehmen sollte sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Die Deutsche Bahn AG hat sich als erstes Unternehmen in Deutschland die Bekämpfung der Depression in der Gesamtgesellschaft auf die Fahnen geschrieben. Und damit machen wir auch im eigenen Unternehmen ernst! Aufgrund der angespannten Versorgungslage mit langen Wartezeiten auf Therapieplätze und Arzttermine können solche Angebote in Betrieben eine wichtige Unterstützung für die Betroffenen darstellen.“

 

Über die Projektpartner:

Der Fonds soziale Sicherung für Arbeitnehmer der Mobilitäts- und Verkehrsdienstleister e.V. ist eine gemeinsame Einrichtung der Tarifvertragsparteien. Von seinen Leistungen können Mitglieder der tarifschließenden Gewerkschaft EVG profitieren. So werden u.a. Maßnahmen zur freiwilligen beruflichen Fortbildung, vorbeugende Gesundheitsangebote oder Arbeitnehmer in persönlichen Notlagen unterstützt. www.fonds-soziale-sicherung.de

Die Stiftungsfamilie BSW & EWH ist eine betriebliche Sozialeinrichtung der Bahn, die vielfältige Sozialleistungen und Gesundheitsangebote für Beschäftige und deren Familien bietet. Neben der betrieblichen Sozialberatung und eigenen Selbsthilfegruppen leistet ein therapeutischer Fachdienst vertiefende Leistungen bei psychischer Belastung. Über die Fachleistungen hinaus verfügt die Stiftungsfamilie über ein umfangreiches Erholungs- und Freizeitangebot mit eigenen Kulturgruppen und Einrichtungen. www.stiftungsfamilie.de

Ziel der 2008 gegründeten Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist es, einen wesentlichen Beitrag zur besseren Versorgung depressiv erkrankter Menschen und zur Reduktion der Zahl der Suizide in Deutschland zu leisten. Vorstandsvorsitzender ist Prof. Dr. Ulrich Hegerl, der auch die Senckenberg-Professur an der Goethe Universität Frankfurt innehat. Die Schirmherrschaft hat der Entertainer und Schauspieler Harald Schmidt übernommen. Neben Forschungsaktivitäten bietet die Stiftung Betroffenen und Angehörigen vielfältige Informations- und Hilfsangebote. Unter dem Dach der Stiftung Deutsche Depressionshilfe koordiniert das Deutsche Bündnis gegen Depression zahlreiche lokale Maßnahmen: In über 87 Städten und Kommunen haben sich Bündnisse gebildet, die auf lokaler Ebene Aufklärung über die Erkrankung leisten. www.deutsche-depressionshilfe.de

Die teilnehmenden Geschäftsfelder im Pilotprojekt:
Frankfurt: DB Regio-Mitte, DB Fernverkehr, DB Vertrieb, DB-Systel;
Berlin: Deutsche Bahn AG Konzernleitung, S-Bahn Berlin, DB Netz, DB-Systel