5. Medienpreis 2022

Beim Deutschen Patientenkongress Depression am 4. Juni 2022 in der Alten Oper Frankfurt/M. zeichnete die Jury vier Sieger des 5. Deutschen Medienpreises Depression aus. Dabei wurde der dritte Preis gleich für zwei Beiträge vergeben.

Die Gewinner des 5. Deutschen Medienpreises Depressionshilfe mit den Jury-Begründungen:

Platz 1

Annette Schreier, ZDF 37 Grad, für den Beitrag: „ICH BIN NOCH DA! Suizidgedanken junger Menschen“

© Holger Peters

Suizid ist die zweithäufigste Todesursache von jungen Menschen unter 25 Jahren. Äußerst einfühlsam begleitet Annette Schreier in ihrer TV-Dokumentation in der ZDF-Reihe „37 Grad“ Jugendliche mit Suizidgedanken. Monja und Emily erzählen vor der Kamera von ihrem leidvollen Weg, aber auch von der Hilfe, die sie erfahren haben. Der Autorin ist ein emotionales, ein bewegendes, ein starkes TV-Stück gelungen – ohne dabei die Richtlinien für einen verantwortungsvollen Umgang der medialen Darstellung von Suiziden zu verletzen und Nachahmungseffekte zu provozieren. Die große Stärke liegt darin, dass Jugendliche im Mittelpunkt des Beitrages stehen und die Vielfalt junger Sichtweisen dargestellt wird. Junge Menschen sind für die Aufklärungsarbeit und den Abbau von Vorurteilen und Irrtümern zur Depression als Zielgruppe schwer zu erreichen. Genau das aber gelingt dem Beitrag in hervorragender Weise. Der Film signalisiert anderen Jugendlichen, dass sie nicht alleine sind und ermutigt sie, sich fachliche Hilfe zu suchen. Besonders würdigt die Jury auch den eindrucksvollen Schülerfilm „Grau ist keine Farbe“, aus dem Ausschnitte in der Dokumentation gezeigt werden. Die Jury spricht der ZDF-Dokumentation „Ich bin noch da! Suizidgedanken junger Menschen“ daher Platz 1 und ein damit verbundenes Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro zu.

Der Beitrag zum Anschauen: www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-ich-bin-noch-da-100.html

Platz 2

Martin Gommel für das Online-Magazin Krautreporter: „Was hilft, wenn du depressive Angehörige hast“

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© Holger Peters

Depression betrifft immer auch das Umfeld. Martin Gommel, selbst an Depression erkrankt, schafft mit seinem sorgfältig recherchierten und aufbereiteten Beitrag für das Online-Magazin KRAUTREPORTER einen äußerst fundierten und umfassenden Leitfaden für alle, die nicht genau wissen, wie sie ihren erkrankten Angehörigen oder Freund unterstützen können. Sein Beitrag beleuchtet das Thema aus vielfältigen Perspektiven. Martin Gommel ist mit seinem Text nah an der Situation der Angehörigen. Es gelingt in hervorragender Weise, die Leserschaft mitzunehmen auf die emotionale Reise, die das Umfeld eines depressiv erkrankten Menschen erlebt. Stärken des Beitrages sind zudem eine leicht verständliche Sprache, eine gute Gliederung und präzise gestellte Fragen. Die Jury hebt zudem die gelungene Interaktion mit den Leserinnen und Lesern hervor, die vor der Entstehung des Beitrages ihre Erfahrungen in einer Umfrage teilen konnten, die der Autor dann immer wieder in den Text einbezieht. Diese hervorragende Arbeit war der Jury Platz 2 und ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro wert.

https://krautreporter.de/3933-was-hilft-wenn-du-depressive-angehorige-hast

Platz 3

Cornelia Benne & Almut Gronauer, ARTE Re: „Durchhalten in der Krise - die Pandemie und die Psyche“

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Bin ich nur psychisch erschöpft oder schon mitten in einer Depression? Diese Frage stellten sich während der Pandemie viele Menschen. Der Film erzählt sehr nah von der Lebenswelt zweier Betroffener mit besonderer Belastung während der Pandemie – einer Jugendlichen mit Depression und einer alleinerziehenden Mutter. Sie lassen die Zuschauerschaft in ihren Alltag und ihre Psyche schauen und stehen dabei stellvertretend für Millionen Betroffene mit Depression. Die große Stärke des Films liegt darin, die Aufmerksamkeit auch auf die Menschen zu lenken, die von der Pandemie und der damit einhergehenden Maßnahmen besonders betroffen sind.

www.arte.tv/de/videos/099774-004-A/re-durchhalten-in-der-krise/

Heiko Wirtz-Walter & Nikolaus Zakarias, SWR Fernsehen „7 Tage unter Depressiven“

© Holger Peters

Die beiden Autoren Heiko Wirtz-Walter und Nikolaus Zakarias nehmen die Zuschauer in ihrer Dokumentation mit in eine psychiatrische Klinik. Für viele Betroffene psychischer Erkrankungen stellt es eine große Hürde dar, in eine Psychiatrie zu gehen. Den Autoren gelingt es mit ihrem Film auf eine sehr sensible Weise, diese Hürden abzubauen – indem sie mit Patienten und Patientinnen in der Klinik ins Gespräch kommen und uns zeigen, wie der Stationsaufenthalt abläuft und damit Ängste abbauen. Einen besonderen Beitrag leistet dazu die Selbstöffnung des Autors, der selbst auch einmal an Depression erkrankt war. Von der eigenen Lebenswelt gespiegelt, ist der Beitrag deshalb besonders dicht am Thema.

https://www.swrfernsehen.de/7-tage/7-tage-unter-depressiven-114.html

Beide Filme überzeugten die Jury gleichermaßen, weshalb zwei dritte Plätze vergeben werden. Die Drittplatzierten erhalten insgesamt 1.000 Euro Preisgeld.

Diese Aufstockung des Preisgeldes von 5.000 Euro insgesamt auf 6.000 Euro war durch eine Spende möglich.

Belobigung für neue Podcast-Formate

Der Deutsche Medienpreis Depressionshilfe wurde 2022 bereits zum fünften Mal vergeben. 71 Autoren und Redaktionen hatten ihre Beiträge der Jury vorgelegt. Neben den ausgezeichneten Beiträgen würdigte die Jury noch folgende Einreichungen: „Hervorheben möchten wir darüber hinaus mediale Podcast-Formate wie „Danke, gut.“ vom WDR oder „Enke – Leben und Tragik eines Torhüters“ vom NDR, die psychische Erkrankungen über mehrere Folgen hinweg besonders ausführlich beleuchten“, hebt Jurymitglied und Stiftungs-Vorsitzender Prof. Ulrich Hegerl hervor.

Der von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention ins Leben gerufene Preis wird über alle Mediengattungen hinweg verliehen. Ausgezeichnet werden herausragende Medienbeiträge, die einem breiten Publikum anschaulich und kompetent von Depressionserkrankungen sowie deren Behandlungsmethoden berichten. Im Fall der Berichterstattung zu Suiziden wird ein besonderes Augenmerk auf eine sachgerechte Form der Darstellung gelegt, um Nachahmungseffekte zu verhindern.


Jury: Namhafte Persönlichkeiten aus Journalismus und Medizin unter Vorsitz von Harald Schmidt.

v.l.n.r.: Harald Schmidt, Rüdiger Ditz, Prof. Ulrich Hegerl, Thomas Voigt, Annett Schlesier, Uwe Kammann, Christel Römer

Zur ausführlichen Jury-Vorstellung.



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Heike Friedewald und Janine Zehner
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