1. Deutscher Medienpreis Depressionshilfe 2013

Harald Schmidt prämiert Preisträger von NEON, Focus Gesundheit, MDR Exakt – die Story und SWR Nachtcafé

Beim Deutschen Patientenkongress Depression am 1. September im Gewandhaus zu Leipzig zeichnete Stiftungs-Schirmherr und Moderator Harald Schmidt unter Teilnahme weiterer Jurymitglieder die Sieger aus: Platz 1 wurde gleich zweifach vergeben, und zwar an Ann-Kathrin Eckardt (NEON) und Beate Wagner (für Focus Gesundheit). Den zweiten Platz belegten Jana Lindner sowie Ines Hoge-Lorenz und Katrin Hartig (MDR „Exakt – die Story“). Auf Rang 3 kam die Redaktion vom SWR Nachtcafé.

Jury-Vorsitzender Harald Schmidt: „Aus zehn hochkarätigen Nominierungen die herausragenden publizistischen Leistungen heraus zu filtern, war nicht einfach. Das Feld lag von Anfang an sehr eng beieinander, erst recht die Finalisten. Wir haben das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro deshalb geteilt.“

Die Gewinner inkl. Jury-Begründungen:

  1. Ann-Kathrin Eckardt / Beate Wagner
    Schattenliebe / Depression - Ein Tabu nur noch bei Männern?
    Ann-Kathrin Eckardt, Redakteurin NEON: In sensibel geführten Interview-Protokollen lässt Ann-Kathrin Eckardt im jungen Szenemagazin NEON Paare zu Wort kommen, deren Liebe von der Depression eines Partners überschattet wird. Flankiert wird ihr Text „Schattenliebe“ von einer ausdrucksstarken Fotostrecke und gut aufbereiteten Kurz-Fakten zur Depression, die sich wie ein Laufband durch den mehrseitigen Artikel ziehen. Über das zentrale Thema „Beziehungen“, so bringt es Jurymitglied Eckart von Hirschhausen auf den Punkt, erreicht die Autorin auch jene, die sich mit dem Tabu-Thema Depression ansonsten aktiv nicht beschäftigen würden – und das in einer gleichsam seriösen wie journalistisch packenden Weise. Die Jury vergab dafür Höchstnoten. In der Kategorie „Journalistische Darstellungsform“ stellte dieser Beitrag die außerordentlich hochkarätige Konkurrenz in den Schatten. Damit: Platz 1 für Ann-Kathrin Eckardt von NEON, die Depressionserkrankungen und ihre Folgen bei der jungen Leserschaft so unausweichlich und überzeugend ins rechte Licht gerückt hat. Herzlichen Glückwunsch! Beate Wagner in Focus Gesundheit: „Fakten, Fakten, Fakten“ – die soll der Focus-Leser bekanntermaßen mitnehmen. Der Medizin- und Wissenschaftsjournalistin Beate Wagner gelingt es in ihrem Artikel für „Focus Gesundheit“, ihre gut recherchierten Fakten zudem in authentische Schicksale von Betroffenen einzubetten. Und die gehen unter die Haut: Ein Vater, den das Weinen seines Neugeborenen kalt lässt. Eine junge Frau, die sich ihrer dauerhaften Tränen nicht erwehren kann. Beate Wagner stellt damit klar: Depressionen können jeden treffen. Es gibt also de facto keinen Grund für Tabus. Und doch: In ihrem Artikel „Depression – ein Tabu nur noch bei Männern?“ legt sie mit dem Zusammenhang zwischen nicht therapierter Depression und erhöhter Suizidrate bei Männern ihren Finger aufrüttelnd in eine offene Wunde. Aber sie macht an dieser Stelle vor allem auch Mut, indem sie erfolgreiche Behandlungsmethoden aufzeigt. Bei keinem anderen Beitrag lagen nach Ansicht der Jury die fachlich-inhaltliche sowie die journalistische Kompetenz so ausgewogen beieinander. Der Leser fühlt sich bestens informiert und hat gleichzeitig emotional aber ohne kitschige Sentimentalitäten Anteil genommen. Das bleibt haften und ist erstklassig! Die Jury vergibt daher Platz 1 an: Beate Wagner. Gratulation!
  2. Jana Lindner (Autorin) / Ines Hoge-Lorenz und Katrin Hartig (Redaktion)
    Das Geschäft mit Burnout
    Gestresst, gemobbt, ausgebrannt: Das Thema Burnout ist in aller Munde. „Exakt – Die Story“, das wöchentliche TV-Nachrichtenmagazin des MDR, fokussiert dabei auf einen bislang wenig beachteten Aspekt: das Geschäft mit Burnout. Das Team um Autorin Jana Lindner und die Redakteure Ines Hoge-Lorenz und Katrin Hartig hinterfragt Angebote wie Burnout-Reisen, -Therapien oder Burnout-Pillen kritisch. Was hilft wirklich, was ist Abzocke? Der Begriff Burnout ist nicht klar definiert; es gibt keine medizinische Diagnose Burnout. Tatsächlich steckt oft eine Depressionserkrankung dahinter. Und es wird deutlich: Hier kann eine Nicht- oder Falsch-Behandlung lebensbedrohliche Folgen haben. Der Zuschauer verfolgt gespannt den Fall eines Betroffenen und seiner Angehörigen, dessen Geschichte immer wieder durch weitere Themenaspekte und Checks unterbrochen bzw. erweitert wird. Diese dadurch so dicht und anschaulich erzählte Sendung besticht durch ihre Rechercheleistung, schafft Transparenz und weckt gleichzeitig Interesse fürs Sujet. Aufgedeckt, aufgeklärt und aufgerüttelt: Diese Beitragsleistung überzeugte die Jury – Platz 2 für das Team von „Exakt – Die Story“. Gratulation!
  3. Redaktion „SWR Nachtcafé“
    Depression – die neue Volkskrankheit?
    Schwere Kost am Freitagabend im „Nachtcafé“? Zum Wochenend-Auftakt lädt SWR-Moderator Wiegald Backes zu 90 Minuten TV-Talk rund um das Thema „Depression – die neue Volkskrankheit?“. Die spannende Auswahl aus prominenten Talkgästen, Experten und Betroffenen, der auflockernde Wechsel zwischen Diskussionsrunde und Einzel-Gespräch an der Bar sowie der Mix aus aktuellen Fakten und persönlichen Schicksalsberichten macht das Dranbleiben schmackhaft. Vor allem der hohe journalistische Anspruch und die richtigen, weil wichtigen Fragen zeichnen diese Sendung und ihr Redaktionsteam aus. Das Redaktionsteam vergisst darüber aber auch nicht, ganz praktische Hilfestellungen zur Sprache zu bringen. Die richtigen Fragen allein genügen nicht: Befragen heißt vor allem ins Gespräch kommen. Heißt: Zuhören, den Interviewpartner erzählen lassen. Und das, ohne dass sich ein Betroffener dabei entblößt. Das ist vor allem bei sensiblen Themen wie der Depressionserkrankung von elementarer Bedeutung. Im SWR Nachtcafé kam es zum Gespräch über die Depression im besten journalistischen Sinne. Das würdigt die Jury mit dem dritten Finalplatz. Herzlichen Glückwunsch!