iFightDepression

Das iFightDepression Tool ist ein begleitetes digitales Selbstmanagement Programm für Menschen mit leichten bis mittelschweren Depressionen. Das Programm beruht auf den Prinzipien der Kognitiven Verhaltenstherapie und wurde im Rahmen eines EU Projektes basierend auf Best Practice Beispielen und in Kooperation mit einem internationalen Expertengremium entwickelt.

Mehrere Studien untersuchten und untersuchen das iFightDepression Tool auf verschiedene Aspekte wie beispielsweise seine Wirksamkeit. Die abgeschlossenen Studien werden im Folgenden vorgestellt.

Wirksamkeit von iFD

Die GET.STARTED-Studie des Forschungszentrums Depression spricht für die gute Wirksamkeit des Online-Programms iFightDepression bei leichter und mittelgradiger Depression. „Die Ergebnisse der von Juni 2016 bis August 2019 durchgeführten Studie zeigen, dass das Online-Programm die depressiven Symptome deutlich verbessern kann. iFightDepression ist ein internetbasiertes, kostenfreies Selbstmanagement-Programm der Stiftung Deutsche Depressionshilfe für Menschen mit leichteren Depressionsformen. Ähnlich wie bei einer Psychotherapie lernen die Betroffenen in sechs digitalen Workshops, wie sie Selbstüberforderung vermeiden, mit negativen Gedankenschleifen umgehen oder wie Schlaf und Stimmung zusammenhängen.

iFightDepression-Tool verbessert depressive Symptome stärker als Entspannungstraining
In der randomisierten kontrollierten Studie erhielten die Patienten zufällig entweder Zugang zu dem iFightDepression-Tool oder einem Online-Entspannungstraining, wobei in beiden Gruppen eine unterstützende Begleitung durch das Studienzentrum angeboten wurde. Über sechs Wochen nahmen insgesamt 347 Teilnehmer und Teilnehmerinnen an einem der beiden Programme teil. Die Probanden füllten wöchentlich Fragebögen zu ihrem Befinden aus. Um Langzeiteffekte zu prüfen, wurden die TeilnehmerInnen nach drei, sechs und zwölf Monaten erneut befragt.
Nach sechs Wochen zeigten PatientInnen, die iFightDepression genutzt hatten, eine signifikant bessere gesundheitsbezogene Lebensqualität als die PatientInnen in der Kontrollgruppe mit dem Online-Entspannungstraining (5,3 Punkte im Vergleich zu 2,8 im Entspannungstraining, gemessen mit der Skala SF-12). Nach drei Monaten war zudem in der iFightDepression-Gruppe gegenüber der Kontrollgruppe eine signifikante Besserung der depressiven Symptomatik nachweisbar (Reduktion um 8,2 vs. 5,9 Punkte im Symptomfragebogen IDS-SR). iFightDepression-NutzerInnen bewerteten zudem das Programm im Vergleich besser und würden es lieber weiterempfehlen oder erneut nutzen. Die erreichten Verbesserungen blieben über ein Jahr hinweg stabil und vergrößerten sich sogar noch. Am Ende der Nacherhebungszeit berichteten die TeilnehmerInnen beider Gruppen im Durchschnitt „leichte“ depressive Symptome und verbesserten sich damit von „mittelgradigen“ Symptomen, die zu Studienbeginn berichtet wurden.

Besonders stringentes Studiendesign
Die Ergebnisse der Studie stimmen mit anderen Studien zur Wirksamkeit von Online-Programmen überein, stärken diese sogar durch das besondere Studiendesign. Bisherige Forschungsergebnisse basieren häufig auf Studien, die Programme gegen Wartelisten oder inaktive Kontrollbedingungen getestet haben. „Das Problem bei der Interpretation der meisten Studien ist jedoch, dass depressiv Erkrankte eher mit Verzweiflung und Frustration als mit Hoffnung reagieren, wenn sie nur in eine Warteliste oder eine inaktive Kontrollgruppe gelost worden sind.  Es wird deshalb nicht gegen ein Placebo geprüft, sondern eher gegen das Gegenteil, ein Nocebo. In der Studie des Forschungszentrums Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe wurde deshalb als aktive und hoffnungs-vermittelnde Kontrollbedingung ein Online-Entspannungstraining verwendet, um diese mögliche Verfälschung zu vermeiden.
Die Studie wurde im Journal of Medical Internet Research veröffentlicht und kann unter www.jmir.org/2020/7/e15361/ abgerufen werden. Gefördert wurde das Forschungsprojekt von der Deutsche Bahn Stiftung gGmbH.

Nutzung von iFD während des Corona-Lockdowns

Als die COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020 Deutschland traf, verloren viele Patient:innen mit Depressionen plötzlich ihren Zugang zu Behandlungsangeboten. Termine wurden abgesagt, Selbsthilfegruppen konnten sich nicht treffen und geplante oder begonnene stationäre Behandlungen wurden ausgesetzt. Obwohl die aktuelle Studienlage klar zeigt, dass begleitete digitale Interventionen, den unbegleiteten vorzuziehen sind, ist es möglich, dass begrenzte Ressourcen des Gesundheitssystems (zeitweise) eine professionelle Begleitung verhindern.

Von März bis Juni 2020 wurde daher das iFightDepression Tool ohne Begleitung zur Verfügung gestellt, um der stark angestiegenen Nachfrage und der geringen Verfügbarkeit von Behandlungsoptionen zu begegnen.

Diese Situation erlaubt einen direkten Vergleich des Nutzungsverhaltens sowie der Eingaben im Stimmungsfragebogen zwischen begleiteten und unbegleiteten Nutzer:innen. Dieser Vergleich könnte einen empirischen Anhaltspunkt zur Frage liefern, ob eine unbegleitete Nutzung in einer Situation, in der großer Bedarf besteht aber wenig Ressourcen zur Verfügung stehen, empfehlenswert ist.

Um dieser Frage nachzugehen wurden Daten von 1423 Nutzer:innen (n=940 ohne Begleitung, 66.1%), die ausreichend häufig den Stimmungsfragebogen ausfüllten, ausgewertet. Statistisch wurde geprüft, ob ein Zusammenhang zwischen Begleitung (ja/nein), der Nutzung des iFightDepression Tools und Änderungen in der Stimmung besteht.

Dir größte Stimmungsverbesserung berichteten in dieser Auswertung Patient:innen, die iFightDepression in begleiteter Form nutzen und dabei mindestens zwei der sechs Workshops bearbeitet hatten. Ohne Begleitung war kein Zusammenhang zwischen der Nutzung und einer Stimmungsverbesserung zu finden. Dies könnte ein Hinweis sein, dass bei unbegleiteter Nutzung ggf. einer geringere oder keine Symptomverbesserung durch iFightDepression erreicht wird

Diese Ergebnisse ist ein weiterer Hinweis darauf, dass für die Wirksamkeit und Sicherheit digitaler Interventionen wie dem iFightDepression Tool, die Begleitung durch einen Arzt/Ärztin oder psychologischen Psychotherapeuten/Psychotherapeutin ein wichtiger Bestandteil ist.


Caroline Oehler, GET.STARTED

Kontakt

Caroline Oehler, M.Sc. (Psychologie)
Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Goerdelerring 9
04109 Leipzig
Tel: 0341/223874 20
forschungszentrum@deutsche-depressionshilfe.de