Digitale Biomarker

Lässt sich die Bewältigung von Depressionen durch smartphone-basiertes Selbstmonitoring verbessern?

Smartphones sind aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken. Auch die Palette an Wearables, also Bio-Sensoren, die in Form von Fitness-Uhren und Aktivitäts-Trackern angeboten werden, wächst ständig. Aktuelle Studien zeigen, dass man in Daten, die mit Smartphones und Wearables gesammelt werden, Zusammenhänge mit dem Verlauf von Depressionen finden kann. Wir möchten daher Betroffene dabei unterstützen, mit Hilfe ihres Smartphones und Wearables Daten über ihren Krankheitsverlauf zu erheben. Diese Daten können möglicherweise den individuellen Verlauf der Depression abbilden und sogar Hinweise enthalten, wenn Verbesserungen oder Verschlechterungen der Symptome zu erwarten sind.

Im Rahmen des Projekts MONDY (BMBF-Fördernummer 13GW0576D) soll nun eine digitale Plattform entwickelt werden, die es ermöglicht, Sensor- und Selbstberichtsdaten zu verschiedenen Krankheitsbildern zu sammeln und so die Analyse dieser Daten erleichtert. Unsere bisherigen Auswertungen aus vorangegangenen Projekten haben gezeigt, dass sich in diesen Daten nicht nur die depressiven Krankheitsverläufe zwischen Personen unterscheiden, sondern sich für einzelne Personen auch die Zusammenhänge zwischen Symptomen über die Zeit verändern können. Wir können also mit Hilfe von solchen Daten die individuelle Symptomatik genauer charakterisieren und beschreiben.

Unsere aktuelle Studie hat zum Ziel, über ein Jahr hinweg täglich Sensor- und Selbstberichtsdaten von Patientinnen und Patienten mit depressiven Erkrankungen zu erheben. Die Daten werden mithilfe der Studien-App „iTrackDepression“ auf Ihrem Smartphone und durch das Tragen einer von uns zur Verfügung gestellten Smartwatch (Samsung Galaxy Watch 5®) erfasst. Anhand der Daten sollen individuelle Muster in den Daten, insbesondere Abhängigkeiten zwischen biosensorischen Daten und der selbst berichteten depressiven Symptomatik, gesucht werden. Diese sollen es zukünftig ermöglichen, Veränderungen in der depressiven Symptomatik  zu prognostizieren. Sollte dies gelingen, könnten klassische und digitale Interventionen zur Unterstützung zielgerichteter angeboten werden.

Die Studie wird vom Forschungszentrum der Stiftung in Frankfurt am Main von September 2023 bis Dezember 2024 durchgeführt. Die Rekrutierung für diese Studie ist nun abgeschlossen.

Die Studie ist im Deutschen Register Klinischer Studien (DRKS) unter der Nummer DRKS00032618 registriert (https://www.drks.de/DRKS00032618).

Aus unserer Arbeitsgruppe „Digitale Biomarker“ am Forschungszentrum Depression sind bislang folgende wissenschaftliche Publikationen hervorgegangen:

  • Systematisches Review zu Smartphone-basiertem Monitoring objektiver und subjektiver Daten bei affektiven Störungen (Dogan et al., 2017)
  • Ergebnisse einer Befragung zu Einstellungen gegenüber mobilen Selbstbeobachtungs- und Selbstmanagement-Apps für Depression (Hartmann et al., 2019)
  • Ergebnisse idiographischer Zeitreihenanalysen zu Zusammenhängen von täglichen Veränderungen des Schlafes und der depressiven Symptomatik (Lorenz et al., 2020)
  • Ergebnisse der Anwendung von dynamischen Netzwerkmodellen zur Beschreibung von Veränderungen in depressiven Symptomen über die Zeit hinweg (Siepe et al., 2022)

Kontakt

Dr. rer. nat. Hanna Reich

Forschungszentrum Depression
Stiftung Deutsche Depressionshilfe
 
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Universitätsklinikum Frankfurt
Heinrich-Hoffmann-Str. 10
60528 Frankfurt am Main

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