Psychotherapeutische Behandlung

Die Psychotherapie ist eine der zwei Grundsäulen bei der Behandlung der Depression.

In einer Psychotherapie werden psychische Erkrankungen und ihre Begleiterscheinungen durch Gespräche und Übungen mit einem Psychotherapeuten behandelt. Das konkrete Therapieziel wird vorher gemeinsam festgelegt.

Wege zur Psychotherapie

In der Regel ist zunächst eine ärztliche Diagnostik sinnvoll, um abzuklären, ob die Beschwerden Ausdruck einer Depression oder einer anderen Erkrankung sind (z.B. Schilddrüsenerkrankungen, Entzündungen, Hirnerkrankungen). Wird dann eine Psychotherapie empfohlen, führt der Weg dahin in der Regel über die „Psychotherapeutische Sprechstunde“. In diesem Erstgespräch klärt der ärztliche oder psychologische Psychotherapeut ab, ob der/ die Betroffene eine Psychotherapie benötigt oder nicht, bzw. ob andere Behandlungsangebote (z.B. Medikamente) oder Unterstützungs- und Beratungsangebote hilfreich sind. 

Die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (Tel.: 116 117) vermitteln einen Termin für die Sprechstunde (innerhalb von maximal fünf Wochen). Betroffene können aber auch weiterhin ärztliche oder psychologische Psychotherapeuten direkt kontaktieren. 
Bei der Kontaktaufnahme per Telefon sollte man sich nicht entmutigen zu lassen, wenn nur ein Anrufbeantworter vorzufinden ist oder auf eine Nachricht hin nicht sofort zurückgerufen wird. Meist haben die Psychotherapeuten Telefonsprechzeiten. Hier sind sie direkt erreichbar, um Termine zu vereinbaren.

Ist eine Psychotherapie notwendig, besteht bei einer ambulanten Therapie die Möglichkeit, zwei bis vier Probesitzungen (sogenannte probatorische Sitzungen) zu nutzen. Während dieser Sitzungen können alle offenen Fragen bezüglich des Ablaufs einer Psychotherapie mit dem Psychotherapeuten geklärt werden. Darüber hinaus kann der Patient feststellen, ob die „Chemie“ stimmt, d.h. ob er und der Psychotherapeut langfristig miteinander arbeiten können. Hat der Psychotherapeut eine kassenärztliche Zulassung (dies trifft nicht für alle Psychologen, sondern nur für die „Psychologischen Psychotherapeuten“ zu), übernimmt die Krankenkasse hierfür auf Antrag die Kosten.

Um Adressen und Telefonnummern von ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten in Deutschland in Erfahrung zu bringen, wenden Sie sich an:
ihren Hausarzt oder ihren Facharzt für Psychiatrie,
- ihre Krankenkasse,
- die örtliche Kassenärztliche Vereinigung, telefonisch unter 116 117

Studierende können auch die Psychologische Studierendenberatung in Anspruch nehmen. Es lohnt sich auch, bei Ausbildungsinstituten für Psychotherapeuten anzufragen. Diese bieten Psychotherapie durch angehende psychologische Psychotherapeuten an mit Unterstützung von erfahrenen Psychotherapeuten.

Wichtig zu wissen: eine Psychotherapeutische Sprechstunde bedeutet nicht, dass auch bei diesem Psychotherapeuten ein Behandlungsplatz frei ist. Oder der Patient stellt in den Probesitzungen fest, dass er sich bei diesem Psychotherapeuten nicht wohlfühlt. Dann muss ein anderer Psychotherapeut gesucht werden – entweder eigenständig oder mithilfe der Terminservicestelle 116117. Dafür benötigt der Patient die in der Sprechstunde ausgehändigte "individuelle Patienteninformation", auf der auch die Therapieempfehlung vermerkt ist.

 

 


Psychotherapieverfahren

Es gibt verschiedene Psychotherapieverfahren, denen unterschiedliche wissenschaftliche Theorien über die Entstehung und Behandlung von psychischen Störungen zugrunde liegen.

Generell werden vier Psychotherapieverfahren von der Krankenkasse bezahlt, da für diese ausreichend Wirksamkeitsbelege für die Behandlung psychischer Erkrankungen vorliegen (sogenannte Richtlinienverfahren). Zur Behandlung von Depression liegen für die sogenannte "Kognitive Verhaltenstherapie" mit Abstand die besten Wirksamkeitsnachweise vor.

Zu der Funktionsweise von Verhaltenstherapie: Dr. Frauke Görges 

Weitere Expertenvideos finden Sie auf der Website unseres interaktiven Film- und Medienprojekts Mitte der Nacht.

Kognitive Verhaltenstherapie

Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine Form der Verhaltenstherapie, die auf den Gesetzen der Lerntheorie beruht. Unser Verhalten, unsere Überzeugungen und Gedanken haben demnach ihren Ursprung in früheren (Lern-)Erfahrungen. Und sie beeinflussen auch, wie wir uns fühlen. Haben wir beispielsweise gelernt, dass wir "nicht Nein sagen dürfen" oder man uns nur mag, wenn wir alles perfekt machen, so beeinflussen solche ungünstigen Lernerfahrungen unsere Stimmung und unser Verhalten. Solche Erfahrungen werden in der Therapie bearbeitet. Mit Übungen und in Gesprächen werden neue, günstigere Verhaltensweisen erlernt.

In der KVT werden Verhalten, innere Vorgänge wie depressionsfördernde Gedanken und (negative) Einstellungen sowie Gefühle thematisiert, um diese zu verändern. In der Behandlung geht es daher vor allem um die Vermittlung und das Erlernen neuer Verhaltens- und Denkmuster, sodass freudvolleres Erleben möglich wird und sich die Stimmung normalisieren kann. Auch die Psychoedukation, in welcher der Psychotherapeut Wissen über die Erkrankung und Möglichkeiten des aktiven Umgangs vermittelt, ist ein wichtiges Element der KVT.

Die KVT findet im Einzelgespräch statt, auch Gruppensitzungen sind möglich. Das therapeutische Vorgehen ist klar strukturiert. Die in der Therapie besprochenen Themen beziehen sich auf die Gegenwart.

Die KVT umfasst in der Regel eine bis maximal zwei Sitzungen pro Woche und erstreckt sich über 60 bis 80 Sitzungen, wobei eine Kurzzeittherapie mit bis zu 24 Stunden möglich ist.

Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Ziel der Psychoanalyse ist es, verborgene oder verdrängte Konflikte und traumatische Erfahrungen (vor allem aus der Kindheit), zu erinnern und aufzuarbeiten. Die psychoanalytische Behandlung stellt einen Prozess dar, der die persönliche Entwicklung und Erkenntnis und damit die Genesung fördern soll.

Für die Akutbehandlung von Depression ist eine Psychoanalyse eher nicht geeignet.

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie arbeitet mit den Erkenntnissen der Psychoanalyse und deren Weiterentwicklungen. Sie gehört – wie die Psychoanalyse – zu den psychoanalytisch begründeten Verfahren und hat ähnliche Annahmen über die Ursachen psychischer Erkrankungen.

Im Zentrum der Behandlung stehen, im Gegensatz zur Psychoanalyse, verstärkt aktuelle psychische Konflikte, die der Patient immer wieder mit sich selbst und in der Beziehung zu anderen erlebt und die in der Therapie aufgearbeitet werden.

Systemische Therapie

Die Systemische Therapie stellt den sozialen Kontext, also die Beziehungen zu anderen Menschen, in den Vordergrund, um Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen zu erklären. Der Mensch wird als Teil verschiedener Systeme (zum Beispiel Familie, Freundeskreis, Arbeit) verstanden, und die Erkrankung ist quasi Ausdruck zwischenmenschlicher Konflikte und Spannungen. In der Systemischen Therapie werden zunächst relevante Beziehungen (zum Beispiel Familie, Partnerschaft) betrachtet. Daher werden in der Therapie auch Partner oder Familienmitglieder mit einbezogen. Eigene Kompetenzen der Betroffenen sowie Stärken des sozialen Systems wie zum Beispiel der Familie werden genutzt, um gemeinsame Lösungen für Probleme oder Konflikte zu finden, Verhalten zu ändern oder krank machende Beziehungen anders zu gestalten. 

 


Weiterführende Informationen

Mehr Informationen zu dem Thema Psychotherapie und Wege zur Psychotherapie bietet der Ratgeber der Bundespsychotherapeutenkammer.